Reisen & Recherchen

Auf Recherche in Meiningen

Eigentlich war unsere Recherchereise nach Meiningen für Ende Juni, Anfang Juli geplant, inklusive einer Aufführung im dortigen Staatstheater. Doch dann kam Corona und sagte laut und unüberhörbar 'Njet'.

Zunächst hofften wir, es würde im Sommer wieder Theater gespielt, doch auch hier erwies sich Corona als stärker. Als sich dann unsere Recherchereise nach Lienz als sehr positiv erwies, schlug Iny vor, bei Meiningen nicht auf die Wiedereröffnung des Theaters zu warten, sondern so hinzufahren. Es war insofern wichtig, da wir sonst bei unseren Planungen für das Jahr 2021 einige Kopfstände hätten machen müssen, um weiterschreiben zu können.

Kurz vor der Reise gab es noch den Wechsel von unserem alten, erprobten Beerchen auf seinen Nachfolger Röschen, was nicht ganz ohne Probleme verlief. Uns wäre es lieber, wenn die Ingenieure der Autohersteller Autos für Leute entwerfen würden, die nicht den gleichen Ausbildungsstand haben wie sie. Es würde allerdings auch reichen, wenn sie ihre Beschreibungen und Gebrauchsanweisungen so formulieren könnten, dass man sie auch ohne ein entsprechendes Studium versteht.

Genug gejammert. Wir sind nach Meiningen gekommen und auch wieder zurück. Ganz so dumm, wie wir uns im ersten Moment gefühlt hatten, sind wir vielleicht doch nicht. Bevor wir losfuhren, lasen wir noch einmal die einschlägigen Corona-Bestimmungen durch. Anders als in Lienz, wo es nach dem Abflauen der ersten Welle in Österreich etliche Lockerungen gab, hieß es diesmal, Maske auf und Abstand halten.

Unterwegs gab es den schon traditionellen Aufenthalt bei Elmars Verwandten in Oberfranken mit den ebenso traditionellen Bratwürsten zu Mittag. Besten Dank dafür. Sie haben auch diesmal ausgezeichnet geschmeckt!

Am späten Nachmittag kamen wir dann schließlich in Meiningen an, checkten mit Maske und Desinfektionsmittel im Hotel ein und legten uns das Programm für die nächsten Tage zurecht. Einige Stellen waren ein Muss, bei anderen konnten wir noch umplanen, wenn es sich ergeben würde.

Wir waren Sonntag eingetroffen. Am Montag waren die ins Auge gefassten Museen geschlossen und so gingen wir als Erstes daran, die Altstadt Meiningens zu erkunden. Um kurze Wege zu haben, suchten wir uns ein Parkhaus aus und fuhren hin. Hier aber wurde uns die lange, rote Zunge herausgestreckt. Das Parkhaus wurde nämlich gerade renoviert und war daher geschlossen. Uns blieb nichts anderes übrig, als den weiter entfernten Parkplatz Großmutterwiese aufzusuchen und von dort aus loszugehen. Wir waren froh um die Kondition, die wir und auf unzähligen Spaziergängen während der Corona-Zeit erworben haben. Auf jeden Fall erhielten wir einen guten Einblick in die Altstadt von Meiningen und konnten am Nachmittag zufrieden ins Hotel zurückkehren.

Der Dienstag galt dem Schloss Elisabethenburg. Diesmal gingen wir zu Fuß, um die Stadt auch von dieser Seite kennenzulernen. Wir kamen gut in das Residenzschloss des einstigen Herzogtums Sachsen-Meiningen und wanderten durch die Säle, Hallen und Gänge. Nach Vorgabe trugen wir Masken, hatten uns die Hände vorher desinfiziert, und fanden uns quasi mutterseelenallein in dem weitläufigen Museum wieder. Nur gelegentlich wurden wir von einzelnen Besuchern überholt. Wir hingegen nahmen uns Zeit, uns alles anzusehen. Elmar fotografierte mit offizieller Erlaubnis, und so vergingen die Stunden. Es gab eine kleine Pause im Café im Hessensaal, dann machten wir weiter. Zuletzt besorgte Elmar sich noch Informationsmaterial im Museumsshop. Das dauerte seine Zeit und die beiden dort beschäftigten Damen hatten gut zu tun, um all das aus Schubladen und Regalen zu holen, was Elmar haben wollte.

Zurück im Hotel begann Elmar, die Unterlagen zu sichten. Er war zufrieden damit, doch ein paar Sachen fehlten noch, und die hoffte er, am nächsten Tag zu bekommen.

Am Vormittag stand jedoch erst einmal ein Interview mit einer Journalistin aus Meiningen an, das zu einem angenehmen Gespräch wurde. Nach dem Mittagessen suchten wir das Theatermuseum in Meiningen auf. Hier hatten wir einesteils Glück, denn wir konnten uns etliches an Recherchematerial besorgen. Allerdings fand die Filmvorführung wegen der Corona-Krise in größeren Abständen statt als zu normalen Zeiten und wir wollten nicht so lange warten. Da wir für den Samstag noch einen Besuch in der Altstadt geplant hatten, beschlossen wir, uns den Film an diesem Tag anzusehen. Unser Weg führte uns nun in die örtliche Buchhandlung. Dort suchten wir uns einige Bücher aus, die uns für unsere Recherchen interessant erschienen. Während Iny danach ins Hotel zurückkehrte, machte Elmar noch einen Schlenker in noch nicht erforschte Teile der Altstadt. Zu seinem Pech muss er zugeben, dass er sich dabei zweimal verlaufen hat und daher einen um einiges längeren Weg zurücklegen musste. Man kann es auch positiv sehen. Er hat dabei auch mehr gesehen als eigentlich gedacht.

Den Rest des Nachmittags verbrachten wir bei der Sichtung unserer Ausbeute und entdeckten dabei bereits einige sehr interessante Informationen, die sich in unserer geplanten Roman-Trilogie wiederfinden werden. Für uns ging es dann um die Planung des nächsten Tages. Wir wollten die Umgebung von Meiningen erkunden und beschlossen schließlich, nach Römhild zu fahren. Dabei konnten wir auch das Steinsburgmuseum besuchen. Die Fahrt war nett und wir nahmen dabei das Umland um Meiningen ein wenig in uns auf. Das Museum selbst gefiel uns sehr, auch wenn die Ausstellung nicht in die Zeit passte, in der wir unsere geplanten Romane schreiben wollten. Anschließend aßen wir zu Mittag und besichtigten danach Schloss Glücksburg in Römhild. Auf dem Rückweg schwächelte unser Navi und lenkte uns in die falsche Richtung. Wir bemerkten es, folgten aber den Anweisungen, um noch durch andere Gegenden zu fahren. Wir kamen dabei auch nach Henneberg, nach dem sich ein mittelalterliches Grafengeschlecht genannt hatte, und erreichten schließlich am späten Nachmittag wieder unser Hotel.

Für das Programm am Freitag gab es eine längere Diskussion. Es standen mehrere Stellen zur Auswahl. Inys Vorliebe für Glitzerndes, sprich Mineralien, gab schließlich den Ausschlag, und so fuhren wir nach Schleusingen, um das Museum in Schloss Bertholdsburg zu besuchen. Wir dachten, da sehen wir uns eine kleine Ausstellung an und fahren dann über Land nach Meiningen zurück. Das Museum war allerdings weitaus größer und interessanter als erwartet und der Clou war, dass wir dort weitere Informationen für unser geplantes Romanprojekt entdeckten.

Am Abend im Hotel sichtete Elmar weiteres Informationsmaterial, während Iny im Internet den Sachbüchern nachspürte, die man uns genannt hatte. Am Tag drauf konnten wir endlich den Film über das Meininger Theaterleben im Theatermuseum ansehen. Er war sehr interessant, auch wenn er nicht ganz die Zeit abdeckte, in der wir schreiben wollen. Danach aßen wir zu Mittag und streiften noch durch einige Gassen, um uns weiter umzusehen. Allmählich aber hieß es, ins Hotel zurückzukehren und dort den letzten Abend dieses Aufenthalts in Meiningen zu verbringen. Am nächsten Morgen nahmen wir Abschied von diesem schönen Städtchen und lenkten unser Röschen heimwärts.

Was gibt es noch zu sagen. Eine nicht unbeträchtliche Rolle spielten Gesichtsmasken und Desinfektionsspray. Beim Frühstück hieß es, mit der Maske zum Tisch zu gehen und diese beim Verlassen wieder vorzuhängen. Im Normalfall frühstücken wir, wenn wir unterwegs sind, ziemlich lange, besprechen dabei unsere Pläne und überlegen, was noch zu machen ist. Diesmal aber wurde rasch gefrühstückt und wir verschwanden wieder in unserem Zimmer, bis wir dann zu unseren täglichen Zielen aufgebrochen sind. Iny meinte zudem, wie rasch sich Gewohnheiten ändern würden. Bislang hatte sie nur ungern im Freien gesessen und dort gegessen. Diesmal aber sahen wir beim Mittagessen blauen Himmel bzw. den Sonnenschirm über uns. Mit dem Wetter hatten wir Glück. Zwar gab es drei heiße Tage. Da die Museen jedoch meistens hinter dicken Burgmauern lagen, war es dort angenehm kühl.

Wir haben zwar nicht alle Sachbücher und Informationsschriften erwerben können, die wir wollten, erhielten aber genug Tipps, um zu Hause im Internet danach zu suchen. Hier fanden wir sogar mehr Material, als wir erhofft hatten, und so steht der Arbeit an diesem Romanprojekt nichts mehr im Wege. Wir können bis weit in 2021 hinein schreiben, hoffen aber trotzdem, dass wir die nächsten Recherchereisen ohne den allgegenwärtigen Schatten des Corona-Virus machen können.

Iny und Elmar Lorentz