Reisen & Recherchen

Auf Spurensuche in Thüringen

Jeder Roman stellt seine eigenen Anforderungen an die Recherche. Sah uns das Frühjahr im Süden Italiens, so galt unsere Aufmerksamkeit diesmal dem Thüringer Schiefergebirge mit seinen Ortschaften und kleinen Städten, in denen der Geist der vergangenen Jahrhunderte buchstäblich noch zu atmen ist.

Man nennt diese Gegend nicht zu Unrecht das grüne Herz Deutschlands. Unser Weg führte durch weite Wälder, die nicht anders aussehen als vor hundert oder zweihundert Jahren, vorbei an alten Dörfern, deren Häuser mit Schiefer gedeckt sind, und an schieferverkleideten Kirchen mit Zwiebeltürmen. Wir wollten nicht nur die Orte aufsuchen, die wir uns zum Ziel genommen haben, sondern auch die Landschaft auf uns wirken lassen. Nur gelegentlich trafen wir auf Spuren neuerer Zeit, nämlich auf jene Riesenfelder, die im Zeichen der Kollektivierung der Landwirtschaft entstanden sind und die alten Feldraine mit ihren Büschen und Hecken hinweggefegt haben.

Unser erstes Ziel war Katzhütte, ein Ort, der am Zusammenfluss von Schwarza und Katze liegt. Zufrieden bemerkten wir noch einige Spuren aus früheren Zeiten, sahen uns aber auch die Landschaft an und gingen in Gedanken mehrere hundert Jahre zurück. Danach führte unser Weg durch das Schwarzatal Richtung Rudolstadt, bis uns eine Straßensperre zwang, eine kürzere Strecke nach Königsee einzuschlagen. Dort blieben wir etwas länger, wanderten durch die Stadt und besorgten uns Informationsmaterial und Regionalia. Wir hatten auch ein nettes Gespräch mit der dortigen Buchhändlerin und erfuhren auch sonst einiges über die Stadt und die Gegend.

Langsam näherten wir uns dem eigentlichen Ziel dieser Reise, nämlich der Stadt Großbreitenbach. Wir hatten uns dort mit Herrn Liebermann vom Förderverein "Olitätenwege im Thüringer Kräutergarten" e.V. verabredet, der mit großer Leidenschaft das Erbe der Thüringer Laboranten (Arzneimittelhersteller) und Wanderapotheker pflegt.

Vorher blieb aber noch Zeit für einen Spaziergang durch die Altstadt von Großbreitenbach mit dem Rathaus, dem Johannisturm und der St. Trinitatiskirche, der größten aus Holz errichteten Kirche Mitteldeutschlands. Wir hatten Glück, denn als wir uns dem Kirchenportal näherten, war eine Dame gerade dabei, abzusperren. Als sie uns sah, schloss sie wieder auf und führte uns hinein. Die Kirche ist ein Barockjuwel, das uns sofort in seinen Bann schlug. Wir hatten eigentlich nur kurz hineinschauen wollen, blieben aber solange drinnen, dass wir uns schließlich beeilen mussten, um noch rechtzeitig zu unserem Treffen mit Herrn Liebermann zu kommen.

Her Liebermann führte uns durch das "Thüringer Wald Kreativ Museum", das einen ausgezeichneten Eindruck über das Leben und die Erwerbsmöglichkeiten in dieser Gegend bietet. Zudem besitzt das Museum eine wunderschöne Porzellansammlung sowie einige kleine Überraschungen. So hatten wir nicht gewusst, dass noch bis in das 20. Jahrhundert hinein in der Umgebung von Großbreitenbach die Vogeljagd mit Blasrohren üblich war. Es gab früher sogar eine eigene Blasrohrschützenabteilung in der Stadt.




Von Herrn Liebermann erhielten wir auch viele Informationen über das Thema, das uns in diese Gegend geführt hatte. Er zeigte uns auch die Geschäftsstelle des "Fördervereins Olitätenwege im Thüringer Kräutergarten' e.V., wie auch die ersten Teile einer geplanten Ausstellung über das Leben und Wirken der Thüringer Laboranten und Wanderapotheker.

An dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank dafür, dass Herr Liebermann sich so viel Zeit für uns genommen hat. Nicht weniges davon wird man in unserem Roman "Die Wanderapothekerin" wiederfinden.


Iny und Elmar Lorentz