Reisen & Recherchen

Die Buchmesse in Krakau

Im Mai 2010 hatte uns Frau Sonia Draga, die Besitzerin das gleichnamigen Verlags, zur Warschauer Buchmesse eingeladen und wir durften dort ein paar wunderschöne Tage verleben. Daher gab es für uns kein Zögern, als Sonia Draga uns dieses Jahr zur Buchmesse nach Krakau einlud. Wir sollten diese Zusage nicht bereuen, auch wenn der Beginn der Reise sich äußerst chaotisch anließ. Unser Flugzeug sollte am Donnerstag, den 03.11.2011 um 06:35 in München starten. Wir waren rechtzeitig vor Ort, doch es tat sich nichts. Auf Elmars Nachfragen an einen Nebenschalter erfuhren wir schließlich, dass der Flug ausgefallen sei. Auf Lautsprecherdurchsagen oder Bildschirmanzeigen zur Information der Passagiere hatten wir vergeblich gewartet.

Unsere polnischen Gastgeber waren vom Ausfall des Fluges frühzeitig informiert worden und versuchten verzweifelt, uns auf die Maschine nach Kattowitz umzubuchen, so dass wenigstens der halbe Tag gerettet worden wäre. Doch hier bewies die Lufthansa erneut ihre bereits bei unserer Irlandreise vor gut einem Jahr gezeigte 'Kundenfreundlichkeit und Flexibilität' und stellte sich stur. Die einzige Alternative, die man anbot, war ein Flug nach Krakau am späten Nachmittag. Notgedrungen gingen wir darauf ein und Urszula Pawlik, die uns bereits in Warschau betreut hatte, musste das gesamte für diesen Tag geplante Programm absagen. Zwei Termine konnten schließlich am Samstag Freitag und Samstag nachgeholt werden, doch die geplante Lesung im ausverkauften Kulturhaus in Gleiwitz war nicht mehr zu retten.

Am späten Nachmittag hob die Maschine wirklich ab. Sicher war es auch diesmal nicht gewesen, da eine der beiden Landebahnen durch eine über die Landebahn hinausgeschossene Maschine blockiert wurde und deswegen fast siebzig Flüge ausfielen. Nach dem Ausfall des Morgenflugs hat man es jedoch nicht gewagt, auch noch den Nachmittagsflug nach Krakau zu annullieren. Eine gehörige Verspätung hatten wir trotzdem.

Daher waren wir froh, als wir endlich in Krakau angekommen waren und Urszula Pawlik und Barbara, die Assistentin von Sonia Draga, uns willkommen hießen. Beide waren von den vergeblichen Mühen um einen Alternativflug und der sinnlosen Warterei nicht weniger genervt als wir. Barbara brachte uns ins Hotel, das sich für uns Hotelhasser als brauchbar erwies. Den einzigen Programmpunkt, der von der Planung noch übrig geblieben war, stellte das Abendessen in der Altstadt von Krakau dar. Ein Spaziergang über den großen Markt gab uns bereits den ersten Eindruck von der ebenso prachtvollen wie lebendigen Metropole Südpolens. Das Essen selbst war ausgezeichnet und das Restaurant mit seiner Gewölbedecke herrlich mittelalterlich.

Nach dem Essen und einer angenehmen Unterhaltung mit Urszula Pawlik war die Zeit gekommen, ins Hotel zurückzufahren, um sich für den beiden kommenden Tage auszuruhen.

Nach dem Frühstück am Freitagmorgen wurde der erste der am Donnerstag ausgefallene Programmpunkt nachgeholt, nämlich ein Interview mit einer Reporterin der zweitgrößten Tageszeitung Polens. Danach ging es hurtig ins Stadtzentrum, wo wir das neue Museum der Geschichte der Stadt Krakau besuchten, das unter dem großen Marktplatz eingerichtet worden war. Früher gab es dort unzählige Keller, die teilweise noch vorhanden und in den Museumskomplex mit einbezogen worden waren. In Jahrelangen Ausgrabungen hatten die Archäologen wahre Schätze ans Tageslicht geholt, darunter sogar die niedergebrannten Fundamente von Holzhäusern, die während des Mongolensturms zerstört worden waren. Urszula Pawlik hatte uns eine sehr kompetente Führerin besorgt, die zudem sehr gut deutsch sprach, und so tauchten wir tief in die Geschichte der einstigen Hauptstadt Polens ein, die auch ein bedeutender Handelsknotenpunkt gewesen war.

Nach dem Mittagessen in einem ausgezeichneten Restaurant wurde es dann ernst. Wir waren ja schließlich nicht zur Sightseeingtour nach Krakau gekommen, sondern zur dortigen Buchmesse. Barbara erwartete uns am Eingang des Messegeländes und führte uns auf kürzestem Weg in die Halle zum Sonia-Draga-Stand. Nachdem wir Frau Draga und ihre Crew begrüßt hatten, ging es mit dem nächsten Interview weiter. Urszula Pawlik übersetzte wie immer auf dieser Reise die Fragen und Antworten und so kamen wir gut voran. Zwischendurch und anschließend galt es, die Signierwünsche unserer polnischen Fans zu erfüllen. Anders als in Warschau vor anderthalb Jahren hatten wir diesmal genug Autogrammkarten mitgenommen.

Zum Signieren wurden uns alle sieben bisher in Polen erschienenen Iny-Lorentz-Romane gereicht. Damit weist Polen die höchste Zahl an Iny-Lorentz-Übersetzungen auf. Dabei soll es aber nicht bleiben, denn nach 'Die Wanderhure', 'Die Kastellanin', 'Das Vermächtnis der Wanderhure', 'Die Tochter der Wanderhure', 'Die Feuerbraut', 'Die Tatarin' und 'Die Pilgerin' werden noch weitere unserer Romane bei Sonia-Draga verlegt.

Diesmal wurde die Premiere der 'Pilgerin' gefeiert, was uns natürlich riesig gefreut hat. Immerhin handelt es sich dabei um den zehnten Iny-Lorentz-Roman, der in eine andere Sprache übersetzt worden ist.

Kurz vor Feierabend haben wir uns noch ein wenig in der Halle umgesehen. Auch wenn wir der polnischen Sprache nicht mächtig sind, war es doch eine schöne Sache für uns, die Bücher zu betrachten. Wir haben dabei auch einige Übersetzungen deutscher Kolleginnen und Kollegen entdeckt, so Sabine Ebert (ebenfalls Sonia-Draga, Charlotte Link (Sonia-Draga), Ines Thorn und noch einige mehr.

Nachdem die Buchmesse für diesen Tag geschlossen hatte, verabschiedete Frau Draga sich, um an einer Sitzung des polnischen Verlegerverbandes teilzunehmen, und wir folgten unserer geduldigen Begleiterin Urszula Pawlik in die Krakauer Innenstadt. In der Tuchhalle wurden zwar schon etliche Stände geschlossen, dennoch gelang es uns, noch ein paar Mitbringsel zu erstehen. Das Abendessen war erneut vorzüglich und danach führte Urszula uns durch das nächtliche Krakau zur Wawel-Burg. Es war ein stimmungsvoller Abend, der uns mit vielen neuen Eindrücken ins Hotel zurückkehren ließ.



Der nächste Tag galt bis zur Zeit unseres Rückflugs nach München voll und ganz der Buchmesse. Zunächst wurde ein weiteres, am Donnerstag ausgefallenes Interview nachgeholt, dann kräftig signiert und noch ein weiteres Interview gegeben. Es war irrsinnig viel los und wir steckten mittendrin. Dadurch kamen wir natürlich um einiges später fort als geplant, doch schien uns der Zeitpuffer ausreichend für ein spätes Mittagessen mit Frau Draga, deren Lebensgefährten und Urszula. Urszula hatte dafür ebenfalls eines ihrer Lieblingslokale in Krakau ausgesucht und wir wurden auch hier nicht enttäuscht. Das Essen schmeckte, die Stimmung war ausgezeichnet und es entspann sich eine angeregte Unterhaltung, die zu unser aller Bedauern viel zu bald beendet werden musste, damit wir noch rechtzeitig zum Flughafen kamen. Hier setzte Urszula ihre Ortskenntnisse ein, um den Staus auf den Hauptstraßen zu entgehen und so schafften wir es gerade noch rechtzeitig zum Einchecken.

Vorher verabschiedeten wir uns von Frau Draga und Urszula und bedauerten, nicht länger in dieser wunderschönen Stadt bleiben zu können. Wir nahmen uns aber fest vor, in absehbarer Zeit nach Krakau zu fahren und uns all das anzusehen, was uns diesmal entgangen ist.

Der Flug begann mit einer kleinen Verspätung, die allerdings bis München wieder aufgeholt war. Dort wartete ein Taxi aus unserem Wohnort auf uns und kurz darauf war die Reise zur Buchmesse nach Krakau für uns vorbei.



Wir bedanken uns bei Frau Draga sehr herzlich für die Einladung und bei Urszula für die liebevolle Betreuung.


Dziekuje und do widzenia!


Iny und Elmar Lorentz